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Das System der Verwendungsdeskriptoren

Gemäß Artikel 37 Absatz 2 der REACH-Verordnung kann ein nachgeschalteter Anwender einem vorgeschalteten Akteur in der Lieferkette die Verwendung/en seines Stoffes bekannt geben. Dies hat zum Ziel, dass der Registrant für diese Verwendungen in der Stoffsicherheitsbeurteilung Expositionsszenarien erstellt und die dann identifizierte Verwendung im Sicherheitsdatenblatt bekannt macht.

Bei allen Stoffen, also auch bei Stoffen, für die kein Stoffsicherheitsbericht erforderlich ist, sind im Rahmen der Registrierung im technischen Dossier nach Artikel 10 Buchstabe a Ziffer iii kurze, allgemeine Angaben zur Verwendung des Stoffes vom Registranten zu machen.

Nachgeschaltete Anwender können Angaben machen, die der Registrant benötigt, um eine Verwendung zu identifizieren und den sicheren Umgang zu beschreiben. Der erste und gegebenenfalls schon ausreichende Schritt hierzu ist die zutreffende und hinreichend genaue Beschreibung der Verwendung.

Die genaue Beschreibung einer Verwendung im Rahmen des Stoffsicherheitsberichtes und bei der Übermittlung im erweiterten Sicherheitsdatenblatt wird durch ein spezielles Deskriptorensystem ermöglicht. Es ist in den "Leitlinien zu Informationsanforderungen und Stoffsicherheitsbeurteilung" der Europäischen Chemikalienagentur im Abschnitt - Teil D: Erstellung von Expositionsszenarien und im Referenzdokument R.12 "System der Verwendungsdeskriptoren" beschrieben.

Dieses System besteht aus mehreren Teilen, die aber durch den einzelnen nachgeschalteten Anwender nicht für alle Stufen des Lebenszyklus gleichzeitig verwendet werden müssen. Das Deskriptorensystem erlaubt eine Einordnung der Verwendung in Kategorien. Es ist hinreichend genau um eine Verwendung zu beschreiben – und hinreichend allgemein, um firmeneigenes Know-how zu schützen.

Das Deskriptorensystem umfasst sieben separate Deskriptorenlisten:

  1. Lebenszyklusstadium (LCS; life cycle stage)
  2. Verwendungssektor-Kategorie (SU; sector of use category)
  3. Produktkategorie (PC; chemical product category)
  4. Prozesskategorie (PROC; process category)
  5. Umweltfreisetzungskategorie (ERC; environmental release category)
  6. Erzeugniskategorie (AC; article category)
  7. Technische Funktion (TF; technical function)

Es sollten bevorzugt möglichst spezifische Deskriptoren zur Beschreibung einer Verwendung gewählt werden, besonders dann, wenn mehrere Deskriptoren in Frage kommen.

Der Registrant kann mit Hilfe von Berechnungsmodellen die Exposition von Mensch und Umwelt abschätzen. Diese Expositionsmodelle sind in den Kapiteln R14 bis R18 des oben genannten Leitfadens beschrieben (z. B. Exposition am Arbeitsplatz, Umwelt- oder Verbraucherexposition). Vorteil der Kategorien des Deskriptorensystems ist, dass die von nachgeschalteten Anwendern übermittelten Deskriptoren in vielen Fällen als Eingangsgröße für diese Rechenmodelle dienen können. Ein möglichst spezifischer Deskriptor erleichtert die Expositionsbeschreibung und Identifizierung der Verwendung durch den Registranten.

Zur Beschreibung der Umweltexposition wurden die sogenannten ERCs (Environmental Release Categories) entwickelt. Auch sie werden als Eingangsgröße in Rechenmodellen für eine erste generische Expositionsabschätzung verwendet.

Unter Umständen besteht beim nachgeschalteten Anwender Unsicherheit, ob die Angabe der Kategorien der Verwendungsdeskriptoren (Use Descriptors) für die Identifizierung seiner Verwendung ausreichen oder wie eine genaue Einordnung erfolgen sollte. In diesem Fall sollte er Kontakt zu seinem Lieferanten oder gegebenenfalls auch direkt Kontakt mit dem Importeur oder Hersteller des Stoffes aufnehmen. Der Registrant kann dadurch entscheiden, welche weiteren Informationen er für die Erstellung eines geeigneten Expositionsszenarios zur Beschreibung einer identifizierten Verwendung benötigt oder ob eine Angabe von z. B. ERC notwendig ist. So kann auch geklärt werden, ob der Registrant bereit ist, für diese besondere Verwendung ein spezielles Expositionsszenariums zu entwickeln.